Selayar

Südsulawesi/Torajatour und Selayar 2006

Zwei traumhafte Wochen boten sich 15 Taucherinnen und Tauchern des Tauchclubs Reutlingen in Indonesien, genauer gesagt in Sulawesi auf der vorgelagerten Insel Selayar. Nach einer Übernachtung in Bali flogen wir am anderen morgen weiter nach Sulawesi. In Makassar, auch bekannt unter Ujung Pandang, begann dann unsere 5tägige Torajatour. Von unserem Tourleiter wurden wir am Flughafen abgeholt. Nachdem unser Tauchgepäck aussortiert war (das ging direkt nach Selayar) konnte es losgehen. Schon auf der Fahrt ins Torajaland bot sich uns eine faszinierende Landschaft. Am späten Nachmittag kamen wir in Rantepajo, unserer ersten Station, an. Die Stadt ist bekannt für ihren riesigen Büffelmarkt, auf dem die Bauern aus dem ganzen Umland Büffel für die nächsten Begräbniszeremonien verkaufen.

Am nächsten Tag starteten wir auf Entdeckungstour durch das Torajaland. Wir besuchten Lemo und konnten dort die weltbekannten Tao-Tao Holzfiguren (Nachbildungen der Toten) und die hängenden Gräber besichtigen.

Anschließend ging es nach Londa. Dort sind Naturgräber in Höhlen sowie Särge und Schädel zu bestaunen. Nachmittags besuchten wir Kete-Kesu ein traditionelles Toraja Dorf mit typischen alten Reisscheunen und ihren weltberühmten Schnitzereien.

Der dritte Tag unserer Rundreise führte uns nach Pallawa, Sadan das Zentrum der Weberei in Toraja. Weiter ging es über Marante und Naggalo in typische traditonelle Torajadörfer. Unsere Fahrt am nächsten Morgen startet früh über Sengkang, bekannt für seine Seidenwebereien, in der Frauen Kleider aus handgesponnener Naturseide herstellen. Gegen Mittag bewunderten wir einen Bootsbauer bei seiner Arbeit, der auf alt hergebrachte Weise die weltbekannten Pinisi-Schoner baut. Diese werden heute in alle Welt verkauft.

Der Sage nach landeten die Vorfahren der Torajas auf dem Berg Bambpuang, der Gottespforte. Tatsächlich kamen sie ca. 2500 bis 1500 vor Chr. aus dem indochinenischen Raum, wohl mit großen Schiffen, weshalb ihre Häuser auch heute noch einem Schiffsrumpf ähneln.

Die Totenrituale, große Opferfeste, in denen je nach Reichtum bis zu hundert Ochsen geopfert werden, gründen in dem Glauben, dass das Leben im Diesseits nur ein Übergang ist. Nach dem Tod bleibt der Tote zuerst auf der Erde und begibt sich dann auf den Weg nach Puya, einem mystischen Ort. Die meisten Verstorbenen kommen zwar nach Puya, „leben“ aber weiter mit ihren Opfergaben in Frieden in ihrem Grab. Gibt man den Toten allerdings keine Opfergaben mit auf die Reise, dann werden sie -laut Glauben- zu einer Gefahr für die Lebenden. Um Reichtümer zu sammeln die man dem Toten mit gibt, was manchmal sehr lange dauert, da ein Begräbnis eine äußest kostspielige Sache ist, wird der Leichnam zuerst balsamiert und bis zum Begräbnis aufgebahrt. Der Tote wird in Tücher eingewickelt, bei den oberen Schichten des Volkes wird als Stellvertreter für ihn eine Holzfigur die sog. Tao Tao hergestellt. Bei den Schlachtfesten werden die Büffel mit einer Lanze getötet und es beginnt eine ausgelassene Feier. Wir hatten das Glück an solch einer Feier teilzunehmen. Das ganze gleicht einem Jahrmarkt, laute Musik und jede eintreffende Trauergruppe wird lautstark (also auch wir) begrüßt. Wir bekamen unsere eigene „Hütte“ zugewiesen und wurden bewirtet.

Nach unserer Rundreise ging es dann endlich zum Tauchen auf die kleine Insel Selayar. Die Tauchbasis, welche unter der deutschen Leitung von Jochen und Jeanette geführt wird (Jochen ist auch Besitzer des Resorts), liegt abgeschieden, jenseits jeglichen Massentourismus, in der Celebes-See. Das Resort besteht aus 8 Bungalows, das hiess für uns, dass wir die einzigen Gäste im Resort waren und der traumhafte Strand somit unser eigen war! Auf dieser kleinen Insel, die einst an der chinenischen Handelsstrasse lag, sind noch viele alte Mythen lebendig. Die Westseite der Insel ist überwiegend von kleinen Fischerdörfern besiedelt hier leben die Insulaner noch sehr einfach und von westlichen Einflüssen weitgehend verschont. Neben der Fischerei ist der Vanille- und Mandarinenanbau eine der Haupteinnahmequellen.

Die Insel besticht durch ihre einzigartige Landschaft, bizarren Felsformationen, durchzogen mit Höhlen und Wasserfällen und einsamen Stränden. Die weitgehend unbesiedelte Ostseite der Insel ist noch mit ursprünglichen Regenwäldern bedeckt, in denen es neben zahlreichen Vogelarten, kleinen Repitilien, Beuteltieren, Waranen und Wildschweinen auch noch den seltenen und vom Aussterben bedrohten Koboldmaki, den kleinsten Affen der Welt, zu entdecken gibt.

Der Indopazifik ist für seinen Artenreichtum weithin bekannt, was allein schon die Wahl dieses Platzes für ein Tauchresort rechtfertigt. Die gesamte Ostseite der Insel, an der dieses Resort liegt, ist von einem Saumriff umgeben und somit das längste Hausriff Indonesiens. Die Küste ein einziger großer Tauchplatz. Das Saumriff an der Ostküste Selayars, überwiegend Steilwände, ist von Überhängen und kleinen Höhlen durchzogen, aber auch Slopes und ein Unterwasserberg liegen in kurzer Distanz zum Resort. Der Fischreichtum Selayars ist etwas besonders. Atemberaubender Korallenwachstum, Softkorallen an den Steilwänden und Hartkorallen auf dem Riffdach, sind für jeden Taucher beeindruckend. Der Indopazifik ist als der artenreichste Ozean der Welt bekannt, deshalb ist es kein Wunder, dass in Selayar die Möglichkeit besteht vom Pygmäenseepferdchen bis hin zu Hammerhaien alles zu treffen, was die tropische Unterwasserwelt bietet.

Das Hausriff in Selayar ist ein Highlight. Wer nach den Bootstauchgängen noch nicht genug hatte konnte sich jederzeit direkt am Hausriff-Dropp-off „versenken“. Doch schon der Weg zur Steilwand lohnte sich. Eine Seegraswiese und ein Korallengarten mit vielen Critters sind ein Erlebnis.

Der Tauchplatz „Caves“ ist eine Wand, die auf 45 m abfällt und von Höhlen und Überhängen geprägt ist. Ein idealer Platz, um Schnecken, Krabben, eine riesige Vielfalt an Gorgonien und anderen Softkorallen zu entdecken.

Ein besonderer Tauchplatz war der Shark Point, der so manchem Taucher in Erinnerung bleiben wird. Der Tauchgang beginnt an einem tiefen Dropp-off, der nach etwa 200 m zu einem Slope wird. Wir tauchen entlang einer schön bewachsenen Wand mit Gorgonien, Schwämmen und Peitschenkorallen. Mit dem Einsetzen der Strömung trafen wir hier große Schwärme von Stachelmakrelen und Snappern. Am Slope angekommen wird auf 40 m Tiefe abgetaucht. Mit etwas Glück kann man hier jede Art von Jägern treffen -graue Riffhaie, Weißspitzenhaie. Der Platz bot Abwechslung, denn selbst wenn die großen Jäger ausblieben, traf man doch immer viele Schildkröten und Napoleons. Wieder auf dem Riffdach angelangt, kamen wir an einem Korallenstock mit Schaukelfischen und Schnecken vorbei. Vor dem Auftauchen schauten wir noch unter Tischkorallen, ob sich dort kleine Haie vielleicht einen Schlafplatz ausgesucht haben.

Ein besonderes Erlebnis war auch unser „eigener“ traumhafter Sandstrand, an dem wir uns zwischen den Tauchgängen gemüsslich räkelten, ausserdem genossen wir das leckere Essen und waren uns alle einig, das war ein Traumurlaub!!!

Petra Frey 2006

Update 2012

Nach 6 Jahren haben wir uns Mitte Oktober -nach einem Zwischenstopp auf Bali- auf die immer noch beschwerliche Reise nach Selayar gemacht. Morgens um 6:30 ging es vom Flughafen Denpasar nach Ujung Pandang, der Flughafen befindet sich im Süden von Sulawesi. Mit dem Auto ging es  weiter in die Hafenstadt Bira. Es sind zwar nur 200 km, aber aufgrund der Straßenverhältnisse und des Verkehrs benötigten wir dazu  5 Stunden. Die letzte Etappe auf die Sulawesi vorgelagerte Insel Selayar wurde dann mit einem Speedboot  ( 2x 200 PS) in Angriff genommen.   Auch dieser letzte Teil der Reise dauerte 2 1/2 Stunden, sodass wir  gegen 17 Uhr im Resort anlandeten.

Es ist schön, dass Jochen das Resort nicht weiter ausgebaut hat, das erlebt man in Zeiten der Gewinnmaximierung nicht oft. Das bedeutet natürlich nicht Stillstand. Derzeit entsteht ein neuer Platz für die Küche, sodass der Restaurantbereich großzügiger gestaltet werden kann. Der Anlegesteg wurde weitergebaut und reicht jetzt bis an die Abbruchkante des Riffs. Wer also nicht mit dem Boot zum tauchen gehen möchte lässt sich von den immer vorhandenen Helferlein sein Gerödel bis zum Ende des Stegs transportieren und kann sofort abtauchen. Die Schilderungen im obigen Bericht aus 2006 treffen also auch heute noch voll und ganz zu. Es gab zwar Veränderungen in der Küche (eine neue Köchin) aber auch das hat sich nur zum positiven verändert. Wo bekommt man schon am Ende der Welt handgeschabte schwäbische Spätzle. Jochen und sein Team erfüllen den Gästen  jeden Wunsch. Wo gibt es schon eine Tauchbasis bei der die Gäste Abends gefragt werden wann und wo sie tauchen wollen.  Die Tauchplätze sind unverändert schön und für Freunde von Steilwänden ein Paradies. Der Korallenbewuchs ist aufgrund der Lage von der Korallenbleiche verschont geblieben. Großfische sieht man nur zu bestimmen Tageszeiten (Ebbe/Flut). Mir kam es so vor, als ob die Zahl der Critters etwas weniger geworden sind. Aber da kann  auch die Jahreszeit eine Rolle spielen. Fazit, Selayar ist immer eine Reise wert, wenn nur die anstrengende Anreise nicht wäre.

Text und Fotografie Jürgen Steiner Oktober 2012

 

http://selayar-dive-resort.de